Zur Sicherheit die Körpersprache der Bäume lesen
Wichtig ist hierbei, Symptome, die von einer gesunden Norm eines Baumes abweichen, zu erkennen und zu beurteilen. „Dies schont den Baum, der so von Probebohrungen und ähnlichen Eingriffen bewahrt werden kann“, erläutert der städtische Baumsachverständige Michael Vogt. Eine Baumschau beginnt bei der Einteilung eines Baumes in verschiedene Vitalitätsstufen. Diese werden direkt vor Ort in einem Digitalkataster am Tablet erfasst. Der Eintrag umfasst beispielsweise Angaben zur Höhe des Baumes und Stammumfang – und ob der Baum sich noch in der Reife- oder eher schon Degenerationsphase befindet. Zeigen sich beispielsweise Risse in der Rinde, bedeutet dies, dass der Baum auf etwas reagiert. Eine erste Maßnahme wäre hier etwa, dem Baum Druck, etwa durch Wind, zu nehmen, indem man einige Äste abschneidet. In der Regel arbeitet ein externer Fachbetrieb solche Maßnahmen ab. Bei unklaren Sachlagen wird zusätzlich ein externer Sachverständiger hinzugezogen, der beispielsweise mittels Schalltomographie oder Zugproben am Baum dessen Zustand prüft. Alle Schäden werden nach Schulnoten erfasst, eine 1 ist daher optimal. Ab einer 4 sind Schäden nicht mehr kompensierbar und es muss in jedem Fall gehandelt werden. „Grundsätzlich handeln wir nach zwei Devisen, erstens: geht von einem Baum Gefahr aus? Und zweitens: Hat er in irgendeiner Form Pflege nötig?“ erläutert Bürgermeister Richard Greiner, dem Schutz des städtischen Baumbestandes und Sicherheit große Anliegen sind.
Ein alter Baum ist lebendige Biodiversität
Wie wichtig und daher erhaltenswert ein älterer oder alter Baum ist, zeigt sich besonders am Beispiel der Artenvielfalt: finden sich an einem jungen Baum etwa 20 verschiedene Tier- und Pflanzenarten, explodiert die Artenvielfalt bei einem alten Baum auf etwa 1000. Denn nun kommen noch Schnecken, Spechte, Kauze, Flechten, Moose, Pilze und unzählige Insekten und weitere Arten hinzu, die die Biodiversität sichern.
Auch auf den Eichenprozessionsspinner, der sich zum Glück in jüngster Zeit zurückhält, hat wird von der Stadt genau geachtet. Dies geschieht nicht so sehr um des Baumes willen, dem der Spinner nichts anhaben kann, sondern viel mehr aus Gründen der Gesundheitsvorsorge für den Menschen. „Wir wollen, dass Mensch, Tier und Natur in Neusäß im Einklang leben können“, so Bürgermeister Greiner.