Titania-Betrieb bis einschließlich Januar gesichert


Benötigter Zuschuss ist von der Stadt schulterbar

„Wenn das Titania geschlossen würde, müsste das Bad dennoch in einer Art Notbetrieb weiterlaufen, um Gebäudeschäden vorzubeugen und einen gewissen Hygienestandard aufrechtzuerhalten“, erläutern die Titania-Geschäftsführung und das Bauamt der Stadt Neusäß. Das gilt übrigens auch im Falle einer „Gasmangellage“ und einem für die Öffentlichkeit geschlossenen Bad. Das bedeutet, dass das Bad auch für einen „Standby-Modus“ eine Grundlastgasversorgung benötigt und Ausgaben bestehen bleiben. „Dies bei einem nicht unerheblichen Gasverbrauch, allerdings ohne Nutzungsmöglichkeit für die Bürgerinnen und Bürger und ohne Besuchereinnahmen. Eine entsprechende Erfahrung mussten wir bereits in der Schließungsphase während der Coronapandemie machen“, so Bürgermeister Richard Greiner. „Viel Geld ohne Gegenwert ausgeben, macht sicher auch keinen Sinn“.

So müssen im Jahr 2022 seitens der Stadt Gelder zugeschossen werden. Allerdings nicht in einer Größenordnung, die andere vergleichbare Bäder generell und regelmäßig als Ko-Finanzierung von ihrer Kommune benötigen. Denn in Neusäß fließen durch den erfolgreichen Badbetrieb auch beachtliche Pachteinnahmen in den städtischen Haushalt, die von der Titania Betriebsgesellschaft mbH geleistet werden. Diese Mittel werden seitens der Stadt regelmäßig wieder in Instandhaltungs- und Investitionsmaßnahmen im Bad reinvestiert. Bilanziert bedeutet dies, dass für das Jahr 2022 hochgerechnet mit einem realen Zuschuss von ca. 500.000 bis 600.000 Euro gerechnet werden muss. „Das schmerzt uns natürlich, ist betriebswirtschaftlich aber ein weit unterdurchschnittlicher Defizitausgleich im nationalen Bädervergleich und trotz allem ein hervorragendes Ergebnis.“

Die vorgelegte Kalkulation berücksichtigt die Preise aus dem neu abgeschlossenen Gasliefervertrag, der den Betrieb ab Oktober bis einschließlich Januar 2023 sichert.

Bürgermeister Greiner stellt fest: „Unter der Voraussetzung, dass uns das Gas nicht regierungsseitig abgedreht wird, können wir diese schwierige Krisensituation meistern. Wir sind natürlich verwöhnt, denn das Bad konnte dank der exzellenten Zusammenarbeit von Badbeirat, Verwaltung, Titania-Geschäftsführung, Betriebsleitung und der hervorragenden Arbeit unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor Ort in den vergangenen Jahren ohne größere Belastung des städtischen Haushalts betrieben werden.“

Inwieweit die Verknappung des Bäder- und Saunaangebotes im Umkreis dem Titania neue Kunden und damit zusätzliche Einnahmen bringen könnte, ist im Moment natürlich spekulativ, aber kein unrealistisches Szenario.

Badausschuss beschließt Maßnahmenkatalog zur Energieeinsparung

Fakt ist, dass es im Augenblick genügend Gas gibt, wenn auch zu extrem hohen Preisen. Der Badausschuss beschäftigt sich deshalb intensiv mit diesem Thema und prüft Optimierungsmöglichkeiten. Dabei ist grundsätzlich festzustellen, dass das Bad traditionell schon immer wirtschaftlich und sparsam betrieben wird. Die Anlagen des Erlebnisbades müssen gesamtheitlich gesehen und auch betrieben werden. Das heißt, für eine funktionierende physikalische Trennung der Einzelbereiche müssten große Umbauten erfolgen, die einer planerischen Vorbereitung bedürfen, die aktuell nicht zu stemmen ist, da Architekten und Planer einen entsprechenden Vorlauf benötigen und spezialisierte Baufirmen mit preisgerechten Ausschreibungsangeboten kaum zu bekommen sind.

Über den Sommer wurden durch ein spezialisiertes Ingenieurbüro sämtliche Verbrauchsstellen im Bad untersucht und ein umfangreiches Energiegutachten erarbeitet. In der Sitzung vom 21.9.2022 diskutierte der Badausschuss auf dieser Grundlage Möglichkeiten zur weiteren Reduzierung des Energieverbrauchs. In Zusammenarbeit mit dem Ingenieurbüro wurde ein Maßnahmenkatalog für kurz-, mittel- und langfristige Einsparmöglichkeiten beraten.

Folgende kurzfristigen Maßnahmen werden umgesetzt:

  • Absenkung der Beckentemperatur im Sportbecken auf 25°C
  • Moderate Anpassung der Temperatur im Erlebnisbecken
  • Energieoptimierter Betrieb der Wasserattraktionen
  • Kürzung der Duschwasserintervalle
  • Außerbetriebnahme der gasbetriebenen Kiva-Sauna
  • Von Montag bis Freitag Inbetriebnahme der gasbetriebenen Schärensauna erst ab 12.30 Uhr (an Wochenenden und Feiertagen durchgehend geöffnet)

Als bauliche Maßnahme ist zeitnah vorgesehen:

  • Beckenabdeckungen im Außenbereich

Zudem wurde ein Energiekonzept für das Titania durch ein renommiertes Ingenieurbüro erstellt. Hier wurden verschiedene Einsparpotentiale auch durch bauliche Veränderungen/ Investitionen auf Umsetzbarkeit geprüft und berechnet sowie die Nutzungsmöglichkeiten alternativer Energiequellen beleuchtet.

Mitarbeiterfürsorge und Vermeidung des Verlusts qualifizierter Fachkräfte

Eine Anfrage der Titania-Geschäftsführung bei der Bundesanstalt für Arbeit hat ergeben, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Falle einer Schließung wegen hoher Energiekosten und anders als beim pandemiebedingten Lockdown kein Kurzarbeitergeld erhalten würden. Eine Schließung hätte deshalb sicher den Verlust von qualifizierten Fachkräften zur Folge. Diese sind ohnehin schwer zu finden und auch bei einer Wiedereröffnung des Bades womöglich nur schwer zurückzuholen. Bürgermeister Greiner: „Die Erhaltung der Arbeitsplätze, aber vor allem die Fürsorge für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und deren Familien ist in der Gesamtbetrachtung zum Weiterbetrieb des Bades somit ebenfalls zu berücksichtigen.“